Danjel Hirsch ist Karatetrainer beim MTV Wittmund und erklärt, warum die Kämpfe auf drei Säulen aufbauen
WITTMUND. Chinesische Mönche, die keine Waffen tragen durften, entwickelten aus gymnastischen Übungen im Laufe der Zeit eine spezielle Kampfkunst zur Selbstverteidigung: Karate. Die Ursprünge dieser Kampfkunst reichen bis etwa zum Jahr 500 nach Christus zurück.
Als Sport ist Karate relativ jung: Erst Anfang des vergangenen Jahrhunderts entstand in Japan aus der traditionellen Kampfkunst ein Kampfsport mit eigenem Regelwerk.
Übersetzt bedeutet Karate so viel wie „leere Hand“. Im wörtlichen Sinne heißt das: Der Karateka (Karatekämpfer) ist waffenlos, seine Hand ist leer. „Karate ist eine Kunstform, die Schläge, Tritte, Kniestöße, Ellenbogenschläge und Techniken mit der offenen Hand verwendet. In einigen Formen und Stilen werden auch Grappling, Würfe, Gelenksperren, Fesseln und lebenswichtige Punktschläge verwendet“, erklärt Danjel Hirsch vom MTV Wittmund.
Im Karate wurde ein Gürtelsystem etabliert. Wer sein Prüfungsprogramm beherrscht, kann im Rahmen einer Gürtelprüfung sein Können unter Beweis stellen und verdient sich dadurch eine Graduierung, die durch eine Gürtelfarbe ausgezeichnet wird. Das Ziel vieler Karateka ist der sogenannte Dan-Grad (Meistergrad), auch „der schwarze Gürtel“ genannt. Ein Eintritt in diese Stufe beweist, dass man auf dem Karate Weg, den richtigen Pfad eingeschlagen hat.
Für wen ist die Kampfkunst geeignet? „Karate ist zur Gesundheitserhaltung und der Verbeugung von Körperschäden und Schmerzen für alle Altersgruppen von Kind bis zum alten Menschen geeignet, wenn es achtsam und im Sinne der Gründer angewandt wird“ sagt Karatetrainer Danjel Hirsch. Und das ist wohl der größte Unterschied zum Training im Ursprungsland Japan. Denn dort gibt es nur wenige Karateka im Alter zwischen 21 und 60 Jahren. Der Grund liegt laut Danjel Hirsch aber auf der Hand: Die Japaner müssen viel und lange arbeiten und können deswegen kaum oder gar nicht trainieren. Es wird dort also eher mit Kindern und wesentlich älteren Menschen trainiert. Die Altersstrukturen, wie wir sie hier in Europa haben, gibt es in Japan nicht.
Das Karatetraining wird in drei große Säulen aufgeteilt: Die erste Säule im Karatetraining ist die Grundschule des Karate, die als „Kihon“ bezeichnet wird. In ihr werden die unterschiedlichen Grundtechniken als Basis gelehrt, auf die der Schüler sein späteres Wissen aufbaut. Diese werden so lange in unterschiedlichen Geschwindigkeiten wiederholt, bis sie als Reflex jederzeit abrufbar sind.
„Kumite“ bildet die zweite Säule des Trainings. Sie bezeichnet das Üben mit dem Gegner. „Kumite“ kommt erst zum Einsatz, nachdem der Schüler die Grundübungen perfekt beherrscht. Somit bildet „Kumite“ den praktischen Übungsteil. Ziel des „Kumite“ ist es, dass dem Schüler in gefährlichen Situationen jederzeit die Selbstverteidigung möglich ist. Sehr häufig werden dabei die Arme zum Blockieren eingesetzt. Daneben kommen Würfe, Hebel sowie Ausweichmanöver in unterschiedlichsten Bewegungsabläufen zum Einsatz. Alle Techniken können sowohl zur Abwehr als auch zum Gegenangriff benutzt werden.
„Auch kommt es darauf an, dass die jeweiligen Techniken von Generation zu Generation korrekt an die Schüler weitervermittelt werden“, sagt Danjel Hirsch. Hierzu dient die dritte Säule „Kata“, die eine Choreographie für den Kampf liefert. Im Allgemeinen erfolgt deren Überlieferung mündlich. Der Urtyp der Bewegung wird in einzelne Bewegungsabschnitte untergliedert und analysiert. Dieser Schritt wird „Bunkai“ genannt.
aus "Anzeiger für Harlingerland" vom 17.10.2020